Montag, 12. Juli 2010

Über das Buch

Mutschler Arzneimittelwirkungen Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie von Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Drs. h.c. Ernst Mutschler; Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Gerd Geisslinger; Prof. Dr. rer. nat. Heyo K. Kroemer; Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. habil. Peter Ruth; Prof. Dr. phil. nat. Monika Schäfer-Korting; 9. Auflage; Erscheinungsjahr 2008 in der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft mgH Stuttgart



BuchGeschichte


„Ich hätte gerne die Pillen vom letzten Mal.“
„Entschuldigen Sie, aber was für Tabletten meinen Sie?“
„Na, die vom letzten Mal, natürlich. Die weißen runden, Sie wissen schon.“
„Nein, tut mir leid. Ich kann mich nicht erinnern.“
„Was soll das denn jetzt heißen?“
„Das ich Ihnen leider nicht weiterhelfen kann. Wie sah denn die Verpackung aus?“
„Die war weiß und hatte rote Streifen, oder waren sie blau? Moment – ich würde sagen, sie war doch eher rot.“
„Rot?“
„Ja, rot!“
„Mh…das hilft uns nicht weiter. Wofür waren die Tabletten denn?“
„Tja, wenn ich das jetzt wüsste, mein Arzt hat mir sehr viele Tabletten verschrieben?“
„Ich fürchte ich kann nichts für Sie tun.“
„Ja, wie jetzt? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass sie weiß sind!“
„90% unserer Tabletten sind weiß.“
„Aber Sie müssen sich doch an mich erinnern können!“
„Wie ist denn Ihr Name? Sind Sie in unserer Kundendatei gespeichert?“
„Müller. Ernst Müller. Aber nein, ich bin nicht bei Ihnen gespeichert.“
„Also, Herr Müller, wenn Sie mir nicht sagen können, was das für Tabletten sind, dann kann ich Ihnen nicht die richtigen Medikamente herausgeben.“
„Aber ich habe Ihnen doch schon zweimal gesagt, dass es weiße Tabletten waren! Was soll ich denn noch alles wissen? So was kann man ja wohl nicht erwarten!“
„Gut, Herr Müller, wie heißt denn Ihr Arzt, dann fragen wir dort einfach mal nach, ist das für Sie in Ordnung?“
„Für mich ist gar nichts in Ordnung, schließlich sollten Sie sich doch erinnern können! Aber wenn es anders nicht machbar ist, bitte!“
„Wie hieß Ihr Arzt noch gleich?“
„Ja, mein Doktor. Müller, Meier, Schulze, irgend sowas in der Richtung.“
„Wir sind hier in einer Großstadt mit 2 Millionen Einwohnern und etlichen Ärzten, die Müller, Meier, Schulze heißen könnten.“
„Herr Gott! Was kann ich denn dafür, wenn Sie sich nicht an meine Tabletten erinnern?!“

Donnerstag, 1. Juli 2010

Über das Buch:

Uralte Weisheit - Fabeln aus aller Welt; Erscheinungsjahr 1955; Deutscher Spakassenverlag GmbH Stuttgart; Typographische Gestaltung und technische Gesamtherstellung im Hauchler-Druckhaus Biberach Riß

BuchGeschichte

Plötzlich wurde alles hell. Papier wurde zerknüllt und die Sonnenstrahlen blendeten. Ein Freudenschrei gellte durch die Luft. Menschen umarmten sich und glückliches Geplapper und Gekicher schwirrte durch die Gegend.
Kurz darauf wurde es schon wieder dunkel. Alles wackelte. Dann – ein ordentlicher "Rums" und schon war die erste Ecke eingeblötscht. Lange passierte gar nichts, bis auf ein Schnüffeln, das immer näher kam. Es wurde wieder heller und das Schnüffeln immer lauter. Zähne im Rücken, blendete wieder die Sonne. Im Rausch der Geschwindigkeit ging es zu einem Kissen mit rot-grünem Schottenmuster. Mal vom Sabber auf dem Kissen abgesehen, wurde es noch viel, viel nasser!
Wieder ein Schrei, ein kleines Jaulen und ein Höhenwechsel. Mit einem lauten Knall wurde die Holztreppenstufe begrüßt. Zweite Ecke verblötscht, Knick im Umschlag. Wieder passierte lange nichts, bis ein Schupps zum Fall führte. Meter um Meter ging es in die Dunkelheit, bis eine weitere Treppenstufe das Ende des Falls verursachte – dritte und vierte Ecke verblötscht, Umschlag eingerissen.
Eine Person stapft die Treppe herunter, in den Händen Kisten mit Flaschen. Sie rutscht aus und es geht weiter unter die Treppe – Fußabdruck auf dem Cover, Getränkemann mit Beinbruch neben Kapiteln eins bis drei, restliche Kapitel in Staubschicht verschollen.

Mittwoch, 30. Juni 2010

Über das Buch

Das Lächeln der Fortuna von Rebecca Gablé; 7. Auflage Mai 1999; Erscheinungsjahr 1997 im Bastei Lübbe Verlag.


BuchGeschichte


„Jetzt fahr endlich langsamer!“
„Ich fahre doch überhaupt nicht schnell! Was willst du überhaupt?“
„Dass du langsamer fährst!“
„Aber ich fahre doch nur 100!“
„Man darf hier maximal 100 fahren!“
„Deshalb fahre ich doch 100!“
„Klar, nur weil die anderen rasen, musst du gleich mitmachen!“
„Musst du immer an mir rummeckern? Fahr doch selber!“
„Ja, gerne!“
„Nein, dass kommt gar nicht in die Tüte!“

5 Minuten später.

„Könntest du bitte aufhören mitzubremsen?“
„Tut mir leid, das ist Reflex. Wenn du immer so schnell fährst…“
„Ich fahre nicht schnell!“
„Natürlich fährst du. Jetzt wieder! Musst du hier mit 30 durchbrausen? Stell dir vor, es will jemand über die Straße. Da, guck mal, die alte Dame mit ihrem Rollator. Die wollte grade über den Zebrastreifen, da braust du einfach drüber!“
„Die war noch fünf Meter weit weg.“
„Fünf Meter! Wer’s glaubt wird selig!“
„Dann komm’ halt in die Hölle!“
„Da ist es wenigstens schön warm.“
„Und es stinkt nach Schwefel.“
„Ich habe deinen Geruch ausgehalten, ich denke, es kann nicht schlimmer kommen!“
Über das Buch

Die Kunst zu leben von Fr. Albert Maria Weiß O.Pr.; 10. Auflage; Erscheinungsjahr 1917 in der Buchdruckerei der Herderschen Verlagshandlung, Freiburg


BuchGeschichte


„Schichtet sie aufeinander!“, brüllte der Offizier irgendwo aus der Dunkelheit.
Thomas und seine Kameraden gehorchten und schichteten die Bücher wie Backsteine aufeinander. Viele waren schwerer als Backsteine und schon bald stand ihnen der Schweiß auf der Stirn. Irgendwann wurde ihnen befohlen, den Rest der Bücher einfach nur noch draufzuschmeißen. Ein anderes Regiment wurde zeitgleich damit beauftragt den Bücherberg mit Spiritus zu begießen. Sie schwangen die Kanister und Thomas und seinen Kameraden stieg der beißende Geruch in die Nase. Abscheulich!
"Anzünden!", gellte der Schrei des Oberbefehlshabers durch die allgemeine Betriebsamkeit. Vier Männer trugen Fackeln zu dem stinkenden Berg und schmissen sie auf das Papier, das sofort Feuer fing. Die Menge johlte und eine Blaskapelle fing an einen Marsch zu blasen. Die allgemeine Heiterkeit konnte auch durch den Gestank der verbrennenden Bücher nicht gedämpft werden. Thomas und seine Kameraden warfen immer weiter Bücher in die Flammen. Durch die Blaskapelle und den Jubel der Massen hörte man hin und wieder Schreie. Schwarzer Rauch und kleine Papierflitter erfüllten die Luft. Endlich gab es keine Bücher mehr, die Thomas und seine Kameraden in die Flammen hätten werfen können. Nun standen auch sie am Feuer und betrachteten ihr Werk. Angst stieg in Thomas hoch. Unbewusst trat er einige Schritte nach hinten und wäre fast über einen kleinen Gegenstand gestolpert. Ein Buch hatten sie im Dunkeln übersehen. Ein kleines unscheinbares Bändchen war den Flammen entkommen. Er steckte das Buch unauffällig in seine Uniform. Ob die Tränen in seinen Augen vom Rauch herrührten, konnte er nicht sagen.

Dienstag, 29. Juni 2010

Über das Buch

Kunst der Renaissance in Italien und im Norden aus der Reihe: Grundriss der Kunstgeschichte von Wilhelm Lübke und Prof. Dr. Max Semrau; 12. Auflage; Erscheinungsjahr 1903 im Paul Neff Verlag, Stuttgart



BuchGeschichte


Keiner will mich. Ich stehe hier und warte und niemand will mich. Ich bin immer der Letzte, der gewählt wird. Die Guten, die sind immer vor mir dran. Ich kann nichts machen. Ich bin nun mal so wie ich bin, da gibt es nichts dran zu ändern. Und jetzt stehe ich hier. Ich stehe hier und staube so vor mich hin. Langsam setze ich Spinnenweben an und dabei mag ich nicht mal Spinnen. Könnte ich noch mal wiedergeboren werden dann würde ich richtig cool wiedergeboren. Jeder würde mich Dinge fragen, denn eigentlich haben die ja alle keine Ahnung! Ich wäre der Champ und würde immer als erstes ausgesucht werden. Ich wäre auch einer der Guten.
Leider ist das mit dem Karma und dem Nirwana hier nicht so verbreitet. Käme ich aus Asien, dann wären meine Chancen besser. Hier bleibt mir lediglich darauf zu warten, dass sich ein Reißwolf meiner annimmt und ich endlich vor Petrus auf Wolke sieben schwebe! Naja...für den Reißwolf bin ich eigentlich schon zu alt. Vermutlich wählt mich deshalb auch keiner mehr. Und da sagen die doch immer, dass man nie zu alt ist, um was Neues anzufangen - Blödsinn! Ich bin ein bloßer Dekoartikel. Teurer als ein Großformat vom Möbeldiscounter, aber trotzdem nur ein Dekoartikel.
Obwohl, wenn ich es mir recht überlege. Schön anzuschauen bin ich schon. Mich will zwar keiner, aber sie gucken mich zumindest an. Und es gibt auch schon mal ein "Oh, wie schön", dann werde ich kurz getätschelt. Man lässt mich danach auch wieder alleine stehen, aber immerhin! Also - Auch wenn man mich nicht will und ich immer zuletzt gewählt werde. Schön bin ich trotzdem. Und wenn ihr mich nicht schön findet, dann finde ich mich eben selber schön! Und wenn ihr mich nicht wählt, dann wähle ich mich halt eben selber - so! Ich mag mich - ihr könnt mal dezent an mir vorbeigehen. Stört mich überhaupt nicht. So! Klappe zu, Affe tot!
Über das Buch

Populäre Instrumentationslehre oder Die Kunst des Instrumentierens von Prof. H. Kling; 3. Ausgabe; Erscheinungsjahr 1888 im Louis Oertel Musikverlag, Hannover


BuchGeschichte


Maria legte ihre Schultasche neben dem Schreibtisch ab. Sie öffnete die Schnappverschlüsse und schlug die Lederklappe zurück. Erfürchtig zog sie das Buch heraus und legte es auf ihren Schreibtisch. Sie schlug den Buchdeckel zurück und machte sich an die Arbeit. Das Notenpapier lag schon bereit, genauso wie der Graphitstift. Mit dem Schuh begann sie einen Rhythmus auf den Holzboden zu schlagen. Summend zeichnete sie eine Klammer um die ersten beiden Zeilen, versah sie mit einem Violin- und eine Bassschlüssel, bastelte vier Kreuzchen in die Notenzeilen und begann das Stück mit einem 4/4-Takt. Immernoch klopfte der Fuß auf den Dielenboden und langsam, Note für Note, erwuchs eine Melodie. Wie ein Bild mit jedem Strich wächst, so wuchsen die beiden Stimmen auf dem Papier. Zu den Farben gesellten sich cis-moll, A-Dur, e-moll und Gis-Dur. Sie komponierte keinen Van Gogh und auch keinen Monet. Eher einen Rembrandt, oder einen Van Dyck. Die Noten fielen aus ihrem Kopf direkt auf das Papier und sie stiegen von ihrem Fuß geradewegs in die Notenzeilen. Und während in ihrem Kopf ganze Symphonien entstanden, baute sich in den Köpfen ihrer Familie ein Specht sein Nest - und klopfte und klopfte.
Über das Buch

Diercke Weltatlas ; 151. Auflage (63. Auflage der Neubearbeitung); Erscheinungsjahr 1970 im Georg Westermann Verlag


BuchGeschichte


"Scheiß Schule!", beschwerte sich Johannes. "Was habe ich denn davon, wenn ich die Bundesstaaten von Amerika auswendig kann?".
"Du könntest bei einer Quizshow mitmachen", antwortete ihm sein Banknachbar Martin.
"Super Idee! Dann lerne ich auch gleich noch das Deutschbuch und das Mathebuch auswendig."
"Also das Mathebuch macht ja überhaupt keinen Sinn. Schonmal gesehen, dass man bei so einer Sendung rechnen muss?", fragte Martin.
"Das hab' ich jetzt auch nur so gesagt." Geräuschvoll klappte er seinen Atlas zu. "Ich glaube ich mache den Mist nicht und sage einfach, der Hund hat den Atlas gefressen und dann konnte ich ja nicht mehr lernen."
"Mh...du könntest im Lexikon nachgucken."
"Das hat der Hund doch als erstes aufgegessen."
"Dann hättest du dir in der Bücherei einen Atlas ausleihen können..."
"Da dürfen Hunde doch gar nicht rein!", sagte Johannes und schaute Martin vorwurfsvoll an.
"Dann bindest du ihn eben vor der Bücherei an."
"Das geht doch nicht, der haut mir ab."
"Mmh....jetzt fällt mir auch nichts mehr ein." Martin dachte angestrengt nach.
"Aber so ein Atlas ist doch viel zu groß für einen kleinen Hundemagen!", fuhr er fort.
"In unseren Hund passt alles rein. Schuhe, Atlasse, Hausaufgaben, Kabel, Nutella, Pizzas, Sand, Kaugummipapier, Blumenerde, Kartoffeln, Rotkohl..."
"Ist ja gut, ich habs schon verstanden." Martin überlegte immer noch fieberhaft.
"Seit wann habt ihr eigentlich einen Hund?", fragte er plötzlich.
"Wir haben keinen Hund, aber ich schreibe ihn auf meinen Wunschzettel!"